Gerhard Krüger: “Aber die Unterscheidung des Denkens von der Leiblichkeit ist nicht Emanzipation. Denn es bleibt dabei, daß das Denken, trotz aller kritischen Überlegenheit, auf die Sinnlichkeit angewiesen ist, und daß alle Loslösung von der Gebundenheit an bestimmte Orte nichts ändert an der Ortsgebundenheit überhaupt. Die Unterscheidung des denkenden Selbst vom Leibe ändert nichts an seiner Zugehörigkeit zu ihm, die Überlegenheit nichts an seiner Angewiesenheit auf diesen Leib. So sind zwar alle einzelnen Perspektiven als solche überwindbar, aber nicht der Perspektivismus. Für das Weltbild bedeutet das: der gesamte, für das Wandern unbegrenzte Raum ist mögliche Heimat des Menschen, ist erforschbar, ist diesseitig. Aber diese ganze erforschbare Welt im Raume ist, so wie wir sie kennenlernen können, an die Bedingung der leibhaftigen Vernünftigkeit, d.h. an das Menschsein gebunden. Die ganze empirisch begründete Welterkenntnis ist eine bloß menschliche Erkenntnis; ihr mögliches Weltbild ist der menschen-mögliche Aspekt der Welt; ihre Wahrheit nur die Wahrheit einer menschlichen Perspektive.”
Don Juan Matus bei Carlos Castaneda: (Die Seher) “bemühen sich, zu sehen. Und durch die Verschiebung ihres Montagepunktes gelangen sie zu der Erkenntnis, daß das Geheimnis im Wahrnehmen selbst liegt. Nicht so sehr in dem, was wir wahrnehmen, sondern in dem, was uns wahrzunehmen befähigt.
Die neuen Seher glauben, wie ich dir schon sagte, daß unsere Sinne fähig sind, alles aufzunehmen. Sie glauben dies, weil sie sehen, daß es der Montagepunkt ist, der vorschreibt, was unsere Sinne wahrnehmen.”
Hierin liegt der Auftrag: Die Übersteigung eben der menschlichen Perspektive hin zu allen Perspektiven divergierender Perzeption in divergierenden Abgriffen der Emanationsstränge. So wird die Fülle der Anlagen innerhalb der Emanationen in ihrer Verwirklichung durchwirkt und der Erkenntnis zugeführt, die eine Erkenntnis wird über das Wesen des Seins und der Objekte in der Summe aller (selbstredend auch nichtmenschlicher) Blickarten. Auch dies bleibt zuerst ein “Perspektivismus”, aber mit entscheidender Erweiterung des Blickfeldes. Verharrt die Perspektive im Menschlichen, fehlt die Summenbildung durch die Sicht und Erfahrung (aller) anderen Spezies – übrigens und gerade auch aus Bereichen, die uns bisher gar nicht bekannt sind oder die wir lediglich nur ahnen können. Und schon in den vedischen Varnas steht zu lesen: “Diesseits sind die Himmlischen von der Emanation dieser Welt.”