Gerhard Krüger: “Das entscheidende Hindernis aller heutigen Theologie – mag sie nun philosophisch oder christlich sein – liegt im Faktum der modernen Wissenschaften: nicht in bestimmten Ergebnissen dieser Wissenschaften, die sich mit ihrem wechselnden ‘Stande’ zugunsten (oder auch zu Ungunsten) der Theologie ändern könten, sondern darin, daß Wissenschaft überhaupt Objektivierung der Phänomene durch ein Subjekt ist. Denn damit ist gesagt, daß die Welt hier im Prinzip und von vornherein (a priori) als möglicher Herrschaftsbereich des souveränen Subjekts in Anspruch genommen wird, der eben deshalb nicht Herrschaftsbereich eines souveränen Gottes sein kann. Die Welt als Inbegriff möglicher Objekte für ein Subjekt gibt uns in der Tat keinerlei Hinweis auf Gott, und kann keinen geben.”
Hier wird die Frage nach der Begrifflichkeit von Immanenz und Transzendenz zu stellen sein, vielleicht exemplarisch an Nietzsches Philosophie:
“Der Wille zur Macht ist ein Drang zur Übersteigerung seiner selbst, der für alle Menschen (und für alle anderen Wesen) natürlich ist. Nietzsche sieht keinen Widerspruch in dem Gedanken, daß immanente Entitäten – und andere gibt es nicht – von Natur aus danach streben, über ihre Grenzen hinauszugehen und ‘mehr zu werden’. Das verletzt das Prinzip der Immanenz nicht, denn wenn sie über sich hinausgehen, werden sie nicht notwendig von einem transzendenten Reich oder von apriorischen Normen geleitet, sondern entwerfen ihre eigene Existenz und drücken ihr Wesen aus. Daher brauchen wir für den Gedanken, daß alle diesseitigen Entitäten ihrer Natur nach als dieser selbstüberschreitende Drang existieren, keine jenseitige Welt annehmen.” (Y. Yovel).
Weiten sich aber Objekte – als Entitäten der Beobachtung- , indem sie ihre (vermeintlichen, perzeptiven) Grenzen ausdehnen – selbstredend auch durch wissenschaftliche Beobachtung und Erkenntnis – füllen sie einen vorerst nur hypothetischen, aber erdenklichen Möglichkeiten- Raum, bilden sie die Totalität selbst in allen Möglichkeiten ihrer Durchwirkung mit sich selbst; und dieses Monistische ist ja eben auch gleichsetzbar mit einer totalen Transzendenz, da sie unseren jetzigen Erfahrungsbereich ad ultimo übersteigt. Sie ist zugleich totale Immanenz, da sie alles, was sein kann und jenseits des (vermeintlichen) Hier ist, durch Kenntnis ins Hiesige hineinzieht. “Der Hinweis auf Gott” liegt hierin: eben in der Möglichkeit zur Transzendierung des Immanenten zu einem Hier, das ontisch ein mehr an Hier hat und dieses eigentlich erst bildet – in völliger Vergegenwärtigung eines apersonalen letzten Ens, das nicht minder göttlich sein kann als ein Gott selbst.