Vor-Existentes

Charles Breaux: “Ein anderer wichtiger Aspekt beim Erlangen der ‘richtigen Sicht’ ist das Verständnis, daß alle Dinge, die mit unseren konventionellen Begriffen der Realität etikettiert werden, bestimmte Eigenschaften besitzen. Diese Eigenschaften können in ihrem Rohzustand erfahren werden, wenn wir uns von unseren vorgefaßten Vorstellungen davon, was ein Objekt ist, befreien. Empirische Phänomene haben eine relativ objektive Existenz, die nicht ihrer essentiellen Leere widerspricht. Es ist in der Tat die Leere der Dinge (das Fehlen inhärenter Existenz) die es der phänomenalen Welt erlaubt, sich zu entfalten und zu wandeln. Ihre vielgestaltigen Eigenschaften würden zerstört, wenn ihre Elemente über eine unabhängige Existenz verfügten und in ihrer Natur fixiert blieben.”

C.G. Jung: “…so erscheint es mir wahrscheinlich, daß das eigentliche Wesen des Archetypus … transzendent ist… . Überdies ist jede Anschauung eines Archetypus bereits bewußt und darum in unbestimmbarem Maße verschieden von dem, was zur Anschauung Anlaß gegeben hat. Wie schon Lipps betonte, ist das Wesen des Psychischen unbewußt. Alles Bewußte gehört zur Erscheinungswelt, welche, wie uns die moderne Physik belehrt, nicht jene Erklärungen liefert, wie sie die objektive Realität erfordert.”

Bewußt-Werdung implizierte demnach ein Ins-Sein-Kommen von etwas Vor-Existentem. Nun will man aber von bewußter Geistigkeit sprechen, die vor der räumlichen Entfaltung – also ja auch vor der Sinnes-Perzeption – ist.
Bewußte Geistigkeit heißt dann: Durchdringung der nicht festgesetzten Apriorien (der ‘kommenden’ oder ‘angelegten’ Dinge). Sofern sie hierbei Dinglichkeit annehmen in der Anschauung, werden sie dabei als wandelbar, probabilistisch und symbolisch gelten. Alle Dinge sind im Wandel durch die Wandelbarkeit der Anschauung, die Intention, Absicht, Willen mit einschließt. Dies ist der Prozeß und Impetus der Weltwerdung. Apriorische Bewußtheit aber ist andere Seinsart und Sicht. Der “Anlaß zur Anschauung” ist erfahrbar und somit bewußt in der Apriorie, denn auch er hat Existenz, nämlich feinstofflicher und ontisch höherrangiger Art.
Dies meint daher vorbewußtes, individuelles geistiges (was immer fein-oder höherstofflich meint) Erschauen als Vorgriff auf die Perzeptionsmöglichkeit einer globalen ‘utopischen’ Hebung der Physiologie der Wahrnehmung und somit der Hebung der Welt.