Charles Breaux: “Die Buddhisten glauben, unsere gewöhnliche Wahrnehmung der Welt sei eine kollektive Halluzination, die sich seit dem Beginn der Geschichte des Bewußtseins entwickelt hat. Diese kollektive Illusion wurde durch einen geistigen Prozeß, der als ‘Etikettieren’ (labeling) bezeichnet wird, geschaffen, bei dem der rationale Geist eine Gruppe von konvergierenden Faktoren wahrnimmt, sie ordnet und selektiv zum Objekt macht. Das Objekt bekommt dann einen Namen oder ein Etikett und damit den Status von ‘Realität’. Der Geist schafft dann seine eigene Realität, indem er den ständigen Fluß der Kräfte und Substanzen, wie sie auftreten, so interpretiert, daß sie in isolierten Segmenten von Raum und Zeit bestimmte Formen annehmen. Diese Realität ist nicht mehr als eine Sammlung von Bildern oder Begriffen im Geist.
Die Buddhisten gebrauchen für die Art und Weise, wie wir in diese Halluzination hineingeboren werden, die Metapher eines Zeltes, das durch den Schein von hundert Butterlampen von innen erleuchtet wird. Steht man außerhalb des Zeltes, dann nimmt man nicht wahr, wenn eine dieser Lampen ausbrennt und eine andere angezündet wird. Auf die gleiche Weise bleibt die kollektive Illusion der Welt erhalten, unmerklich beeinflußt durch individuelle Tode und Wiedergeburten.”
Formt aber der Geist die Begriffe neu, wird er auch die Welt umformen. Dies betrifft zuvorderst seine eigene Bezugnahme zur Welt, wie er sie einordnet und interpretiert (freilich ist er nicht den Sinnen enthoben, die die äußere Faktizität konstruieren), und aber auf einer tieferen Ebene wird die Welt sich ihm entsprechend als sein Konstrukt zuneigen.
Fichte: “Auf das mannigfaltigste zerteilt und getrennt schaue in allen Gestalten außer mir ich selbst mich wieder, und strahle mir aus ihnen entgegen, wie die Morgensonne in tausend Tautropfen mannigfaltig gebrochen sich selbst entgegenglänzt.”
Im globalen Sinne offenbart sich Welt nicht durch ein unabhängiges ‘Sich-Eigen-Sein’, sondern als Wiederhall kollektiver intersubjektiver Sicht – dies im Biologischen sowie in der Ausformung und Interpretation gedanklicher Räume. Welt ist Abbild dieser Ansichten und wird so erst (Welt-)Existenz. Die Verbesserung der Welt (zum Geist) heißt daher zugleich ihre Überwindung, also ihre Abschaffung. Die Einsicht, daß hierin kein Verlust besteht, ist Voraussetzung zum Impetus zur wahren Seins-Fülle, die ontologisch höherstufig ist als jede Möglichkeit der profanen Welt und ihrer mechanischen Beschränkungen.